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Sonntag, 9. Januar 2011

Was ist ein guter Ruf wert?




„Ein guter Ruf ist mehr wert als Geld.“ Publilius Syrus (ca. 100 BC)

„Sieh Deinen guten Namen als das kostbarste Juwel an, das Du besitzen kannst. Denn der gute Ruf ist wie Feuer; hast Du ihn in Gang gebracht, ist es leicht, ihn zu erhalten, aber ist er einmal erlöscht, wirst Du merken, dass es äußerst schwer ist, ihn wieder zu entzünden.

Der Weg, um einen guten Ruf zu erlangen ist der: bemühe Dich, derjenige wirklich zu sein, als der Du gerne wahrgenommen werden möchtest.“  Socrates (469 BC – 399 BC)

Der gediegene Ruf. Reichtum kann auf viele Weise angehäuft, Edelsteine und wertvolle Metalle gekauft werden, jedoch selbst das exklusivste Geschäft kann uns keinen guten Ruf verkaufen. Er ist ein Gut, das weder gekauft noch gehandelt werden kann. Er kann nur durch ein Leben erlangt werden, in welchem hohe Ideale und persönliche Werte aufrechterhalten werden – selbst wenn das nicht bequem und nützlich erscheint. „Ein guter Ruf ist wertvoller als großer Reichtum; und beliebt sein ist besser, als Silber und Gold zu besitzen.“ (Sprüche 22,1)

Der vergeudete Ruf. „Vertrauendwürdig“ zu sein bedeutet wörtlich, dass man des Vertrauens eines anderen zu jeder Zeit würdig ist, nicht nur manchmal. Ob es uns gefällt oder nicht: in dem Moment, wo das Vertrauen gebrochen wird, sind wir dessen in Zukunft plötzlich nicht mehr würdig. „Führst du einen Rechtsstreit mit deinem Nachbarn, dann ziehe niemanden mit hinein, der dir im Vertrauen etwas mitgeteilt hat! Plaudere nicht die Geheimnisse aus, die ein anderer dir anvertraut hat; denn sonst wird jeder wissen, daß du nichts für dich behalten kannst, und du kommst selbst ins Gerede!“ (Sprüche 25, 9-10)

Der leuchtende Ruf. In einer Welt voller gebrochener Versprechen, wo so viele Menschen scheinbar nur ihre eigenen Interessen verfolgen, ist ein Mensch mit einem bekannt guten Ruf eine Seltenheit - und jemand, zu dem sich andere hingezogen fühlen wie zum Licht im dunklen Zimmer. „Das Leben der Menschen, die auf Gott hören, gleicht dem Sonnenaufgang: Es wird heller und heller, bis es völlig Tag geworden ist. Aber das Leben derer, die Gott missachten, ist wie die finstere Nacht: Sie kommen zu Fall und wissen nicht, worüber sie gestolpert sind.“ (Sprüche 4, 18-19 Die Gute Nachricht).

Gelesen in Montags Manna

Kann man sich einen guten Ruf erkaufen?

Die Frage anders gestellt: Kann man durch Gefolgschaft in einer Vereinigung - beispielsweise der Internationalen Vereinigung Christlicher Kaufleute IVCG - sich an einen guten Ruf anlehnen, ihn sich durch Mitgliedschaft automatisch "erwerben" ? 

Oder nochmals anders gefragt: Ist man durch die Mitgliedschaft in einer Kirche oder einem Glauben bereits "ethisch abgesichert" - oder beispielsweise als Christ a priori ein besserer Mensch und macht bereits der bessere Geschäfte, der am Sonntagmorgen sich in der Kirche sehen lässt?

Wird der Gut-Name eines Vereins oder eines Ordens automatisch übertragen auf seine Mitglieder? Ist einer, der im Rotary-Club ist, der Freimaurerloge oder den Rosenkreuzern "untertan" ist oder einem Adels-Club angehört bar dieser Zugehörigkeit sogleich ein Mensch 1. Klasse?

VITAO OECM Mitglieder bekennen sich zu den 10 Ethik-Standards des "Memorandum 2011". Es sind dies keine Gebote mit zwingend religiösem Hintergrund. Und sie machen Mitglieder des VITAO OECM nicht automatisch zu "Gutmenschen". Man kann sich auch nicht im Lichte einer solchen Mitgliedschaft sonnen oder meinen, automatisch geschäftliche Vorteile daraus zu ziehen. Und dennoch verbirgt sich hinter einem solchen Organisationalen Commitment ein Signal, auf einem anderen Pfad unterwegs zu sein, den man ausprobiert nach dem Motto, ob es nicht sinnvoller ist, sein Leben auf Fairplay aufzubauen, mit Verlässlichkeit und Verantwortbarkeit durchs Leben zu gehen, statt stets nur den eigenen Vorteil im Auge zu haben.

Business und Ethik, verträgt sich das überhaupt? Ist der geborene Manager und Geschäftsmann in seinen Genen überhaupt ein Gutmensch oder nicht vielmehr Jäger und Sammler auf den Spuren der Macht und des Mammon ohne Rücksicht auf Verlust. Sind Manager überhaupt empfänglich für eine Wertekultur, bei der alle einen Gewinn erzielen können? Wie soll ein Geschäftsabschluss aussehen, bei dem beide als Gewinner hervorgehen? Produziert Geschäfte machen nicht automatisch Gewinner und Verlierer?

Christian Buschan MSc hat in seinem Antwortmail vom 06. Januar auf das "VITAO OECM Memorandum 2011" spontan aus seiner persönlichen Sicht die 10 Ethik Standards mit neuen Impulsen belebt und bereichert:

1)    Jeder Mensch wird täglich neu geschaffen (das stimmt neurologisch so gut wie psychologisch oder gar religiös)
2)    Gelassene Wachsamkeit ist gefragt (die meisten verwechseln Wachsamkeit mit krankmachender Anspannung, mit Stress)
3)    Verantwortung ist der Preis der Freiheit (auch der Freiheit der falschen oder richtigen Entscheidung!)
4)    Leben ist Geschenk, nicht Verdienst (wir können unser Leben niemals „verdienen“, egal in welchem Sinne)
5)    Liebe zur Wahrheit ist Liebe zu Gott (egal, ob wir ihn Gott, Allah, Buddha, Shakti oder JHWH nennen)
6)    Wer Menschen wirklich mag, wird gemocht (und wer nur so tut als ob, wird bald durchschaut und gehasst…)
7)    Nicht Misstrauen – Vorsicht ist vernünftig (Misstrauen ätzt, vergiftet jede Atmosphäre; Vorsicht ist menschlich)
8)    Was soll auf meinem Grabstein stehen? (Authentisches Sein braucht keine Werbung; Authentizität ist Schönheit!)
9)    Das Ich wächst einzig am Du (alles andere ist Egozentrismus; das Reiben am Du braucht Regeln und Normen)
10)    Die Fülle des Lebens ist uns geschenkt (doch wir müssen uns darauf zu bereiten; dazu verhilft uns der Glaube)

Das VITAO OECM Memorandum 2011 ist kein Allheilmittel. Die Ziele sind realistisch abgesteckt. Der Mensch ist der der er ist. Ein Mensch. Nur ein Mensch. Sein Verhalten orientiert sich am Erfolg. Erfolg ist die Erreichung eines Ziels. Das Ziel orientiert sich an der Wahrnehmung. Hoffen wir, dass es gelingt, in 2011 und darüberhinaus uns gemeinsam einen Wahrnehmungsspiegel zu erarbeiten, der den Weg aufzeigt zu einer neuen (?) Werte- und Unternehmenskultur im Sinne der platonischen Idee vom Schönen, Guten und Wahren. Der Welt von VITAO...

gez. David McLion


Kommentar zu diesem Beitrag von Prof. Dr. Joachim Kohlhof