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Freitag, 18. Februar 2011

„I am responsible“ - die Herausforderung!




Verantwortung verpflichtet. Mit diesem „Slogan“ treten mehr oder weniger prominente Zeitgenossen an die Öffentlichkeit und erschlagen damit jedes entgegenstehende Argument. Sie nehmen nicht zur Kenntnis oder wollen nicht verinnerlichen, dass zur Übernahme von Verantwortung der ernsthafte Wille vorhanden sein muss, die eigene Verantwortung zu erkennen, sie ernsthaft zu leben und notwendige Konsequenzen zu ziehen, wenn er sich ihr stellen muss.

Ver-antwort-ung enthält das Wort Antwort. Worauf gibt der Träger von Verantwortung nun die adäquate Antwort?

Voraussetzung zur Übernahme von Verantwortung ist die persönliche Befähigung, verantwortlich zu sein und sich verantwortlich zu fühlen. Wer hier schon Schwierigkeiten hat, sollte sich der ihm angedienten  bzw. übertragenen Verantwortung gar nicht erst stellen. Nur wer verantwortlich sein will, kann auch Verantwortung tragen. Und nur dann kann er auch verantwortbare Handlungen, Ziele und Maßnahmen treffen und sie mit anderen kommunizieren.

Wer Verantwortung also tragen will und diese als berechtigt anerkennt und danach lebt und handelt, muss Antwort geben können auf das, was er denkt, was er sagt und was er tut. Leider finden wir in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in Permanenz eine enorme Diskrepanz, weil ethische Asymmetrien unser Leben bestimmen. Wer Verantwortung in allen Lebensbereichen übernimmt, muss sich als verantwortlich erweisen und für das was er anstrebt, als verantwortbar vertreten.

Im Unternehmensbereich gehören hierzu die Definierung
·        verantwortbarer Unternehmensziele, eine
·        verantwortbare Mitarbeiterführung und schließlich eine
·        verantwortbare Außenbeziehung zu Kunden, Lieferanten und Gesellschaft.

Leider beobachten wir eine weite Verbreitung von Verantwortungslosigkeit bis in die Spitzenpositionen von Wirtschaft und Gesellschaft. Niemand ist mehr bereit, für seine persönlichen Vergehen Rechenschaft abzugeben, wenn ihn der Staatsanwalt nicht hierzu auffordert. Diese Vergehen sind entweder offenkundig oder sehr subtil. Solange die Öffentlichkeit nicht Anstoß nimmt, gehen die Vergehen weiter, insbesondere dann, wenn die Presse hierzu schweigt.

Angesichts der unzählbaren Fülle dolosen und verantwortungslosen Handelns sticht allerdings die Einlassung eines jüngsten Politstars besonders negativ hervor, die nachgewiesen unwissenschaftliche  Erstellung einer Dissertation in aller Öffentlichkeit als abstrus zu beantworten. Im Kontext der oben erwähnten Interpretation der Verantwortung, erscheint eine solche "Antwort" als unglaublich.

Wenn ein ausgebildeter Jurist wissentlich eine eidesstattliche Erklärung unter seine fertiggestellte Dissertation unterschreibt mit folgendem Wortlaut: Hiermit erkläre ich ehrenwörtlich, dass ich die vorgelegte Arbeit ohne fremde Hilfe verfasst, hierzu keine anderen als die im Schriftenverzeichnis der Arbeit angegebene Quellen benutzt und noch an keiner andere Hochschule zu Studien- und Prüfzwecken vorgelegt habe, dann handelt es sich um eine vorsätzliche Täuschung. Wenn die alma mater nicht in den Ruf pseudopolitischer Abhängigkeit geraten will, bleibt nur die Aberkennung des Doktorats oder anderer erschlichener akademischen Würde. Widrigenfalls gehört diese Hochschule dann im Ranking aller anderen Hochschulen ans Ende der Hitliste.

Seien wir also vorsichtig mit dem leichtfertigen Umgang anvertrauter Verantwortung. VITAO weiß um diese Problematik und fordert die tägliche Umsetzung einer nachvollziehbaren Verantwortungsethik, die nicht an den Schranken von Geld und Kapital, von Politik und Macht, von Medien und Gesellschaft halt macht. Auch und insbesondere stellt uns unsere Kampagne «Die Welt schaut auf Glarus»  Ethik- und Demokratie-Verständnis als Standortbestimmung vor eine grosse Verantwortung. Denn es ist nicht auszuschliessen, dass potentielle Mitglieder davon ausgehen, dass es sich hierbei mehr oder weniger um einen Werbeslogan handelt.

Vielleicht fangen wir eines Tages an zu begreifen, dass sich unethisches und damit unverantwortliches Handeln rächt und dass Verantwortung kein Aufwand bedeutet, sondern Ertrag. In Anlehnung an Alexis von Tocqueville  sollten wir uns stets vor Augen halten, dass nicht nur das Nützliche ehrenwert ist, sondern auch das Ehrenwerte nützlich sein kann.

Joachim Kohlhof